2014 in Cannes, auf der Bühne, spricht von Hoopers Spätwerk aber keiner mehr. Außer Winding Refn, der in sich in seiner Vorrede vornimmt, nicht dieselben Fehlentscheidungen zu treffen wie sein Vorbild. Tobe „Leck mich“ Hooper nimmt‘s gelassen. Als er jetzt selbst auf die Bühne kommt, herrscht fast zehn Minuten lang frenetischer Applaus. Hooper saugt diesen förmlich auf. Immer, wenn das Klatschen nachlässt, hebt er die Hände zur Champion-Geste und entflammt den Jubel von Neuem. Das Publikum umarmt ihn. Immer und immer wieder reißt Hooper die Arme hoch, und das Publikum folgt: Da Capo für den Meissterregisseur, auf sein Kommando brandet der Applaus hoch, ein klasse Beispiel dafür, wie sehr er auch jetzt, auf der Bühne, sein Publikum zu manipulieren vermag.
Nach dem Film rauschen die Massen zum Ausgang. Wir von Randfilm erwischen eine falsche Abzweigung, und da steht er plötzlich höchstselbst, mitten im Foyer des Filmfest-Kinos: der Erfinder von Leatherface und Industrial-Musik.
Ich frage nach einem Foto, er nickt. Pflichtbewusst und höflich lässt er sich mit mir ablichten, von meiner Frau, die so nervös ist, dass sie mehrfach abdrücken muss, ohne zu verwackeln.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll, darum sage ich einfach, was mich in diesem Moment, wo alle nur TCM, TCM und eine Rückkehr zur alten Form von ihm wollen, spontan durch den Kopf geht: Nämlich, dass ich alle seine Filme mag. „I like ALL of your films.“ Fast schon ein bisschen entschuldigend, als würde sein Werk jenseits von TCM überhaupt einer Rechtfertigung bedürfen, und dann auch noch ausgerechnet von mir.
Er aber weiß schon Bescheid, tätschelt meine Schulter und knurrt: „Alright. Thank you.“ Mit der bitteren Süßigkeit der Dr. Pepper-Cola, die er so gerne trinkt.
Drei Jahre sind das jetzt her, und ich kann gar nicht glauben, dass er nie wieder einen Film drehen wird. Auch keinen schlechten. Eine Rückkehr zur alten Form war ihm, glaube ich, ohnehin nie so wichtig wie seinen Fans. Er war ein Filmemacher mit Leib und Seele. Was er geleistet hat, wird bleiben.
Dafür möchten wir Dir danken, Tobe. Wir – die wir Deine Filme lieben.
Und zwar jeden einzelnen.
|